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Markéta Jáchimová

My Hands

In der Einzelausstellung "My Hands" präsentiert die KALI Gallery die neue Werkserie der tschechischen Künstlerin Markéta Jáchimová (*1988), die sich mit dem interkulturellen Austausch und den Gegensätzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit beschäftigt.

Wie der Titel andeutet, konzentriert sich die Ausstellung auf die grundlegendste menschliche Manifestation des Hinterlassens von Spuren, wobei sie sich auf die ersten menschlichen Handabdrücke in Höhlen bis hin zu den aktuellen Phänomenen des modernen Menschen und seinem Umgang mit dem Planeten bezieht.

Die Künstlerin interessiert sich für die Gegensätze und bizarren Erscheinungsformen des menschlichen Konsumverhaltens. Dies spiegelt sich in ihren Werken wider, wie z.B. in den Ready-Made-Objekten ( Fashion Sneakers) oder den Plastik-Klebenägeln mit Zebra-Motiv. Die Künstlerin nutzt die Fotografie, um emotionslose, plastische, kitschige und dennoch ästhetisch reizvolle Objekte zu verschmelzen und kombiniert sie mit Tapisserie (Wandteppich) Installationen, um eine bestimmte Geschichte zu erzählen oder eine bestimmte Essenz zu evozieren.

Durch ihre Reisen bringt die Künstlerin ihre Eindrücke mit und hinterlässt sie in ihrer Kunst, durch die sie ihre Perspektive und Wahrnehmung mit der Welt teilt.

Die Ausstellung befasst sich mit dem Menschen und der Gegenwart, den Veränderungen in der natürlichen Umwelt aufgrund der sich schnell entwickelnden Zeit und behandelt die Auseinandersetzungen zwischen den sozialen Klassen.

Dies zeigt sich in der Verwendung des Materials Wellpappe, das häufig in den Bildmontagen und als installatives Element auftaucht. Dieses Material wird häufig als Abdeckung für Häuser, nicht dauerhafte Gebäude, Garagen und Unterstände verwendet. Die Künstlerin verleiht diesem Material nicht nur praktisches, sondern auch ästhetisches Gewicht. In diesem Material sind Hinweise auf die lokale Kultur versteckt. Sie verwendet die Wellpappe jedoch nicht als Dach, sondern als ein vertikal angeordnetes Material, das einen Vorhang, eine Kräuselung der Oberfläche in grafischer Abkürzung, nachahmt.

Dieses Element der Überdachung taucht in den Arbeiten der Künstlerin seit über sieben Jahren auf und wird in dieser Ausstellung als Hintergrund für Gemälde und Fotografien verwendet.

Im Eingang des Galerieraums begegnet man einer einladenden Installation mit dem Silhouettensymbol einer Palme (Handfläche). Es handelt sich um eine handgefertigte Tapisserie aus vielen nudelartigen zusammengerollten Stoffen, die mit Sprühfarbe gefärbt wurden. Es hat eine organische und gewellte Form, wie die Rillen, die in unsere Handfläche gezeichnet sind.

Diese Installation bringt ab und an Wasser zum Vorschein. Hiermit möchte die Künstlerin das Gefühl von Regen an einem Ort erzeugen, an dem es eigentlich nicht regnen kann. Die Gegenüberstellung von Orten, an denen Wasser vorhanden ist und weitergegeben werden kann, und Orten, an denen es kein Wasser gibt oder nie geben wird.

Dies zeigt sich auch in den Fotografien, welche die Tapisserien und Objekte begleiten. Der Druck der schnelllebigen Zeit, die neuen Technologien und die sinnlose Produktion von Müll treiben die Künstlerin dazu, sich auf ihre Wurzeln und die traditionellen Handarbeitstechniken zu besinnen. Sie hat sich die Technik der handgeknüpften Tapisserien angeeignet und verändert, um ihre eigene, einzigartige Technik zu entwickeln. Das von ihr verwendete Material ist ein Stoff namens Molton. Ihre Technik besteht darin, ungenutzte Vorhänge aus Theatern, Kunstmessen und Überschüssen von Textilfabriken zu sammeln und die Stoffe durch ihr Schaffen wieder zum Leben zu erwecken.

Jáchimová strebt danach, Kunst ohne Abfall zu schaffen. Damit stellt sie sich gegen die Massen- und Maschinenproduktion. Jeder ihrer Tapisserien ist einzigartig.

Diese Technik stammt aus dem Nahen Osten und führte sie deshalb nach Ägypten, wo sie während eines sechsmonatigen Aufenthalts (SKK Luzern 2021-22) die lokale Umgebung erforschte und handgenähte Bilder schuf.

Der Aufenthalt in Ägypten, dem Ursprungsort einer der fortschrittlichsten Hochkulturen, ist eine wichtige Inspiration für die „Happenings“ der Künstlerin, die über Galerieausstellungen hinausgehen und in der lokalen Umgebung stattfinden.

Jáchimová fertigte Tapisserien an, die sie in den Straßen, auf Menschen und auf Tieren fotografierte. Eines dieser Ereignisse war die Arbeit auf dem Gelände der Großen Pyramiden von Gizeh, wo sie ihr Projekt einer Laufenden Galerie trotz eines staatlichen Verbots durchführte. Sie hängte ihre handgefertigten Tapisserien an die Kamelkörper, die das Symbol einer fiktiven Firmenmarke trugen, eine Geste aus im Wind wehenden Bändern (sie stammte aus der früheren Arbeit der Künstlerin). Die Kamele liefen in einer Art katzenhaftem Tempo mit dem Kunstwerk vor den Pyramiden, wie auf einem Laufsteg, bis sie von der örtlichen Regierungspolizei angehalten wurden, die bestochen werden musste, um sicherzustellen, dass niemand zu Schaden kam. Das Ereignis dauerte nur wenige Minuten und ist fotografisch festgehalten worden.

Diese Ereignisse unterstreichen kritisch die Touristen- und Konsumgesellschaft, welche keine Gelegenheit zum Atmen bietet, oder die einzigartige Architektur zu geniessen. Von allen Seiten wird man von Verkäufern angegriffen, die Souvenirs, Reiten oder die erwähnten Kamele zu völlig absurden Preisen zu kaufen oder zu mieten.
Der Aufenthalt in Kairo war ein entscheidender Faktor für die Entstehung dieser Ausstellung. Die Erfüllung des Traums, eine so fortschrittliche Kultur aus nächster Nähe kennenzulernen, wurde schnell durch Abscheu und Unverständnis über die Vermischung mit einer konsumorientierten und schnelllebigen Gesellschaft ersetzt, die unvorstellbare Mengen an Abfall produziert.

Dies zeigt sich in dem Werk "Nomad", einem Naturholzstock, der an eine schwarze, gewellte Wand gelehnt ist, an dem ein Turnschuh hängt. Das Holzobjekt stammt aus dem See in Luzern. Der Schuh stammt aus einer Fabrik im Nahen Osten und wurde auf einem lokalen Markt im Nahen Osten gekauft. Was modern ist, scheint seltsam.

Der Sneaker ist mit modernen Ornamenten verziert, und die stark stilisierte Sohle inspiriert sich am stilisierten Bild der Palme (Handfläche).

"Wenn es regnet, trocknen sie ihre Schuhe an einem Stock über einem Feuer.
In diesem Fall ist der Schuh ein Fashion-Sneaker Fake. Dieser Kontrast zwischen zwei Welten, die voneinander getrennt sind und sich doch auf demselben Planeten befinden, lässt mich an die Skurrilität und Kreativität des lokalen Marktes denken."

Wie bereits erwähnt, überschreitet Jáchimová die Grenzen zwischen Bild, Objekt und Installation, indem sie ortsspezifische Arbeiten schafft und die Werke mit dem Betrachter interagieren lässt. Ihr neuestes Werk, das nach dem Ägyptenaufenthalt in ihrem Luzerner Atelier entstanden ist, unterscheidet sich jedoch deutlich von ihren Arbeiten in Ägypten.

Die Künstlerin behält ihre handgefertigte Tapisserie Technik bei, experimentiert aber mit anderen Elementen wie Keramik und natürlichen Materialien. Die Werke mit den Titeln «There Was A Storm/Organic Soul» sind nicht mehr ruhig und meditativ, haben kein bescheidenes Farbschema mehr, sondern bringen eine unzusammenhängende Energie, Farbausbrüche und Farbmischungen, wie Wasserströme und Blitze bei einem Sturm. Ein Stock kreuzt die Tapisserie und wird von einer fremden Hand gehalten.

Diese Hände sind ein neuer Vertreter in ihrem Werk, es handelt sich um die Stilisierung einer Hand, die wie eine Tierkralle aussieht. Es ist eine Art Darstellung der menschlichen Manipulation im Allgemeinen. Diese Klaue ragt mit ihren Fingernägeln in das Gemälde hinein und durchschneidet es.

Jede dieser Klauen ist ästhetisch mit einer farbigen Glasur behandelt, die wie Wasser fließt. Die Künstlerin kombiniert diese Krallen oft mit anderen Objekten, wie z. B. einem Sneaker, bei dem die Kralle als Aufhänger dient, oder einem Foto einer menschlichen Hand, die eine Kralle hält.

"Die Klaue hat eine Textur wie fließendes Wasser und wird in trockenen Gebieten fotografiert. Diese Elemente rufen in mir eine Ambivalenz hervor, die ich dem Betrachter vermitteln möchte."

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